Jenseits der Asse by Rühmann Dirk

Jenseits der Asse by Rühmann Dirk

Autor:Rühmann, Dirk [Rühmann, Dirk]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-944257-48-8
Herausgeber: Hallenberger Media UG (haftungsbeschränkt), Schardt Verlag e.K.
veröffentlicht: 2015-01-12T16:00:00+00:00


Kapitel 19

Mehr als eine Woche war seit dem Mord in Riddagshausen ins Land gegangen. Schon wieder stand ein Sonntag auf dem Kalender, den Beate mit ihrem Mann gemeinsam verleben wollte. Wie so oft konnte sich die Kriminalistin in ihrer Freizeit im Geiste nicht freimachen von dienstlichen Belangen. Die tote junge Frau, fast noch ein Mädchen, spukte ihr durch den Kopf. Wer hatte diese entsetzliche Tat verübt und warum?

Beate spürte, dass ein ungeheuerlicher Druck auf ihr lastete. Sie hatte den Fall übernommen und damit das Ziel, ihn zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen. Die Öffentlichkeit schwieg, jedoch spürte Beate die Erwartungshaltung der Menschen, die sie bedrückte.

Über eine Woche lag der Mord nun schon zurück, und Beate verfügte über keinerlei Kenntnisse, die sie zum Mörder hätten führen mögen. Im Klartext gab es nicht eine heiße Spur.

Diese Tatsache ließ ihr keine rechte Ruhe, und deswegen konnte sie über die dienstfreie Zeit doch nicht frei verfügen. Ihr Mann fühlte es deutlich, was seine Frau umtrieb und weshalb sie sich bloß mit halber Kraft auf das Ausfüllen des vor ihnen liegenden Sonntags konzentrierte.

Natürlich wollte Beate Winterkorn mit ihrem Mann, wie fast jeden zweiten Sonntag, auf den Friedhof gehen, um dem Sohn frische Blumen aufs Grab zu stellen. Doch an diesem Morgen war sie von einem anderen Wunsch beseelt, da sie ja erst am vergangenen Wochenende dort gewesen waren. Beate wollte zum Gottesdienst in die Klosterkirche, einen Ort, der keine hundert Meter vom Fundort der Leiche entfernt liegt.

Mitten im Grünen steht das historische Gotteshaus umgeben von mächtigen, hoch in den Himmel gewachsenen Bäumen und eingebettet in die mittelalterlichen Bauten, die das längst Vergangene zu einem Stück Gegenwart werden lassen.

Die Sonne lachte vom Himmel. Beate und Jens Winterkorn schlossen ihre Fahrräder an und gingen in die Kirche hinein.

Es war kühl und dunkel. Aber die Stille vor den Ornamenten und heiligen Bildnissen übertrug sich auf die beiden und ließ sie sich vereinigen mit den Seelen der Entschlafenen, ja mit Gott selbst.

Beide benötigten gelegentlich dieses Gefühl inneren Trostes, damit der Schmerz über den verlorenen Sohn erträglicher wurde.

Zuerst glaubte Beate Winterkorn ihren Augen nicht trauen zu können, doch dort schräg links vor ihr saß allein in einer Kirchenbank Michael Döblitz. Das konnte kein Zufall sein. Unmöglich!

Warum zog es einen der Hauptverdächtigen an diesen Ort, der dem des Verbrechens räumlich so nah war? Und wieder musste Beate einsehen, wie klein diese Stadt war und dass man hier jeden überall treffen konnte. Außerdem wurde ihr erneut einmal mehr als deutlich vor Augen geführt, dass sich Dienstliches und Privates nicht so einfach voneinander trennen ließen.

Jens hatte längst bemerkt, dass seine Frau etwas entdeckt hatte, das sie zutiefst zu beunruhigen schien. Er sah auch, dass der einsame Mann vorne in der Kirchenbank der Grund ihres besonderen Interesses war. Doch er wusste nicht, um wen es sich handelte, und seine Frau Beate schwieg.

So feierten sie gemeinsam mit der Handvoll anderer Besucher Gottesdienst und lauschten bedächtig der Sonntagspredigt.

Als sich der Gottesdienst seinem Ende näherte, beobachtete Beate Michael Döblitz, der sie noch immer nicht bemerkt hatte. Sie sah ihn weinen.



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